Donald Brun

Aus seitenverkehrten Zeiten

Ein Gespräch mit Donald Brun, Gestalter von Plakaten und Ausstellungsständen in den Jahren 1933 – 1974, setzt uns in die Zeit vor der Foto-Lithographie und des Offsetdrucks zurück. Entsprechend dem damaligen Druckverfahren – Steindruck – musste die Reinzeichnung des Künstlers vom Lithographen seitenverkehrt auf die Lithosteine übertragen werden. Pro Farbe war ein Stein notwendig. Donald Brun kann das Gewicht eines einzelnen Steines heute nicht mehr angeben. Er weiss nur noch zu berichten, dass 4 Männer nötig waren, um die Steine zu heben. Es ist zu lange her! Aber noch heute ist er überzeugt, dass auch die beste Fotolithographie im Offsetdruck nie an die Kraft der Farben zu „Steindruck – Zeiten“ herankommt.

Wer ist Donald Brun überhaupt?

donald-brun-112057Donald Brun wurde 1909 in Basel geboren. Von 1927 – 1930 konnte er bei Ernst Keiser, einem der ersten schweizerischen Berufsgraphiker, eine Lehre als „Reklamezeichner“ absolvieren. Er erinnert sich sehr gut an seine erste Herausforderung während der Lehre: Den Plakatwettbewerb der Stadt Basel für ein „Bäderplakat“. Sein Vorschlag wurde gewählt und den ersten Kontakt mit „seinem“ Bäderplakat erzählt er wie folgt: „Sie müssen wissen, dass man in jener Zeit Reklame auf die offenen Brandmauern der Häuser malte, die sogenannte Giebelwand-Reklame. So fuhr ich eines Tages 1928, oder vielleicht war es 1929, im Basler Trämli. Plötzlich sah ich „mein Bäderplakat“ an einer Hauswand gemalt, ca. 30m hoch und entsprechend breit. Der Trämliführer, neben den ich stand, sah es auch zum ersten Mal und sagte: „Wenn wir das früher gemacht hätten, hätten wir den Arsch voll bekommen...“.Trotz der eigenen Überraschung verriet ich ihm ohne zu zögern, dass ich dieses Plakat gemacht hätte. Sein ungläubiges Staunen und anschliessendes Kopfschütteln werde ich nie vergessen.“ Donald Bruns „Lehrlingsstück“ war Auftakt für eine erfolgreiche, rund 50 Jahre dauernde freiberufliche Tätigkeit als Grafiker, während der viele seiner Plakate als vorbildlich prämiert wurden. Dabei verfiel er nie der Routine. Er packte jede Aufgabe neu an. Zu seinen Auftraggebern gehörten so renommierte Organisationen wie die SBB, die Swissair, die Schweizer Mustermesse, Henkel und viele mehr. In den vierziger Jahren war sein „Persil-Gritli-Plakat“ wohl eines der bekanntesten Werbemittel dieser Art. donald-brun-295380.jpg„Die Idee für das Plakat entstand in meinem Kopf oft schon während des Gesprächs mit dem Kunden. Ich skizzierte sie auch sofort und erklärte ihm, wie ich mir das vorstelle. An seinem Gesichtsausdruck, seinen Reaktionen, konnte ich erkennen, ob ich mit meiner Idee richtig lag oder nicht. Natürlich ging das nicht immer so. es konnte Tage dauern, bis ich den zündenden Gedanken hatte. Bei der Präsentation meiner Vorschläge – von denen ich natürlich immer total überzeugt war – brauchte es dann noch viel „Mundarbeit“ und Überzeugungskraft, um das OK zur Verwirklichung zu erhalten.“ Was hiess damals – also vor der Fotolithographie – „Verwirklichung“?: Donald Brun musste seine Idee als Reinzeichnung in Weltformat seinem Handlithographen oder Steindrucker unterbreiten. Dieser übertrug dann das ganze Werk noch einmal seitenverkehrt auf die Lithosteine. Nicht zu vergessen ist, dass es pro Farbe einen Stein brauchte. Sehr oft waren 8 Steine, für 8 Farben also, dazu nötig. Das gab dann diese kräftigen Farben, die – wie Donald Brun überzeugt ist mit keiner noch so guten Fotolithographie erreicht werden kann. Donald Brun geniesst nun seinen Ruhestand in Montreux. Die“ seitenverkehrten Zeiten“ sind nur noch Erinnerung. Sie mögen aber jeden Betrachter oder Sammler daran erinnern, was es heisst, wenn er ein Plakat mit dem Vermerk „Steindruck oder Farblithographie“ vor sich hat oder vielleicht gar sein eigen nennt.